Die Fabrik hat jetzt ein Logo:
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2014, unter anderem: Essay upon Projects (Kampnagel, Hamburg), Factory (Theater Oberhausen), Agentur für Zeitverschwendung (Staatstheater Nürnberg), The Art of Being Many (Kampnagel, Hamburg).
Die geheimagentur lädt auf der dg-Konferenz „Wie wollen wir arbeiten?“ in Mannheim zur Forschungsteilhabe ein.
Ein Gespenst geht um, nicht nur in Europa: das Gespenst der Zeit. Gehen wir mit der Zeit um oder geht die Zeit mit uns um? Ist Zeit Geld? Wenn ja, müssen wir uns nicht wundern. Dann muss sie so knapp gehalten werden, wie sie sich für viele von uns anfühlt. Die geheimagentur aber behauptet: Zeit ist KEIN Geld. Sie kann nicht gespart oder angehäuft werden. Sie hat ihren Wert nur in der Verschwendung.
Im Juni 2014 wird die geheimagentur die Agentur für Zeitverschwendung (AfZ) in Nürnberg gründen. Zur Vorbereitung macht sie bei der Konferenz „Wie wollen wir arbeiten?“ der Dramaturgischen Gesellschaft (23. – 26. Januar 2014, Mannheim) Station und lädt die Besucher zur Komplizenschaft im Forschungsprozess ein: Wir wollen den Zeitverschwendungsstrategien der Konferenz auf die Spur kommen, herausfinden, wie man noch mehr Zeitverschwendung produziert sowie erste Zeitverschwendungsservices entwickeln und testen.
Gehen Sie in Mannheim gemeinsam mit der geheimagentur der Frage nach: Wie wird aus Zeitverknappung Zeitfülle? Sie wissen jetzt schon, dass Ihnen das Konferenzprogramm dafür keine Zeit lassen wird? Kein Problem. Wir teilen unsere mit Ihnen und schenken Ihnen einen Grund, sie zu verschwenden.
Im Frühjar 2014 wollen wir in Oberhausen eine Fabrik aufmachen: selbstverwaltet, ohne Chefs – und zusammen mit Ihnen. Bevor wir die Tore öffnen und die Maschinen anwerfen können, ist noch Einiges zu tun: zum Beispiel brauchen wir Tore und Maschinen.
Dabei sind wir für Hinweise dankbar: Kennen Sie eine leerstehende Fabrikhalle in Oberhausen, die wir als Produktionsstätte verwenden könnten? Oder einen anderen geeigneten Ort? Wissen Sie vielleicht, wo Maschinen unbenutzt herumstehen? Wo man günstig welche kaufen kann? Wie man alte Maschinen wieder zum Laufen bekommt? Haben Sie eine Idee, welches Produkt in Oberhausen besonders gefragt wäre? Kennen Sie die Arbeitsabläufe in einer Fabrik aus eigener Erfahrung? Haben vielleicht Vorschläge, wie man Fabriken besser organisieren kann? Dann würden wir uns über eine Nachricht von Ihnen freuen – info@geheimagentur.net.
Wir gehen in die Produktion – wir machen eine Fabrik! Wir, das sind: die geheimagentur, das Theater Oberhausen und ein Kollektiv von Fabrikantinnen und Fabrikanten, zu dem auch Sie gehören können.
In Oberhausen, der ‚Wiege der Ruhrindustrie’, fragen wir: was kann Produktion heute bedeuten, wie können wir alle daran teilhaben, und wie wollen wir unsere Arbeit selbstbestimmt organisieren? Und nicht zuletzt: wie schaffen wir das ganz praktisch, etwas industriell herzustellen?
In einer Reihe von Veranstaltungen suchen wir Antworten auf diese Fragen, und Sie sind eingeladen, den Prozess zu begleiten und mitzugestalten. Am 5. und 12. Februar laden wir zu ersten öffentlichen Treffen in der Bar des Theater Oberhausen ein. Am 12. März richten wir dann im Malersaal den Fokus auf die weltweite Bewegung der ‚Fabriken ohne Chefs’ – von der Belegschaft übernommene und in Eigenregie weiter betriebene Fabriken, in denen die Produktion kollektiv organisiert wird. Und am 29. März kommt es im großen Haus zur großen Vollversammlung der künftigen Fabrik.
Anfang des Jahres wurde die Babcock-Gießerei in Oberhausen dicht gemacht. Jetzt sieht es dort so aus:
In autumn 2014 about 400 artists, activists, researchers and participants from all around the planet will gather in Hamburg at Kampnagel Internationale Kulturfabrik for an assembly of assemblies. Sharing experiences from real-democracy-movements and artistic experimentation we want to explore new ways of coming together: collective insights into the materiality, the timing, the agenda, the desires and the catastrophes of being many. In an arena especially built for the occasion the assembly will become a laboratory of itself: a collective of friends and strangers with many voices and bodies including those of ghosts and things.
More information will be available soon on the project website:
www.the-art-of-being-many.net
You want to get involved?
Write an email to info@geheimagentur.net
Twitter: @BeingMany
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
wir kommen zur Entscheidung. Und es wir Ihre Entscheidung sein. Bitte bedenken Sie:
Es geht hier nicht darum, wer am Ende das Auto gewinnt. Denn alle, die heute Abend Verantwortung für die Zukunft der Limousine zu übernehmen bereit sind, wissen:
The prize is the problem.
Denn, was heißt es eine Lincoln Town Car Stretchlimousine von 1997 zu besitzen? Es hat mit Versicherungen, Tankstellen, Kreditkarten und sorgenvollen Blicken unter das Auto zu tun.
Wenn wir mal wieder gefragt worden sind, was die Limousine wert ist, haben wir einfach zurückgefragt: Die Schätzungen gingen von 500 bis 200 000 Euro. Niemand weiß es, auch wir nicht.
Am Ende geht es um etwas anderes, nämlich darum, gemeinsam eine unwahrscheinliche Geschichte zu erzählen. Seit 300 Jahren fragen sich die Geschichtenerzähler und Literaten, wie man eine Geschichte erzählt, die unwahrscheinlich und doch plausibel, unwahrscheinlich und vielleicht gerade deshalb wahr ist. Mit dem Unwahrscheinlichkeitsdrive haben wir uns gefragt, wie man eine Geschichte erzählt, die unwahrscheinlich ist und doch Wirklichkeit wird.
Mittlerweile sind viele von Euch zu einem Teil dieser Geschichte geworden, Ihr habt diese Geschichte mit uns erzählt. Oder mit den Worten von Georg Less: Unser aller Geschichten haben sich in diesem Sommer in dieser Limousine gekreuzt.
Es war einmal eine schwarze Stretchlimousine, die durch die Finanzkrise besitzerlos wurde und am Flughafen von Dubai verstaubte. Dann kam sie nach Berlin und wurde zu Volkseigentum erklärt. Nun müssen Sie entscheiden:
Wie soll die Geschichte weitergehen?
Nachzulesen unter Nachtkritik.
Mittlerweile sind 62 Vorschläge zur unwahrscheinlichen Verwendung der Limousine in der Zukunft bei uns eingegangen. Hier eine (leider immer noch unvollständige) Liste von Vorschlägen, die aus Zeitgründen leider nicht mehr getestet werden konnten.
Honeymoonfahrt von Chennai (Indien ) nach Berlin
Tangomobil
Mobiles Kapselhotel
Limousine auf Schiene zwischen Prenzlau und Berlin
Schlafwagen
Bürgerinformationstour für Fernzug Mitteleuropa
Multiethnisches Restaurant
Shuttle-Service für Wanderviehhalter in Ostafrika
Mobile Käserei mit Offroad Funktion in Ostafrika
Kühltransporter für Impfstoffe
Fahrzeug zur Entführung von Tyrannen
Anti-Foreign-Affairs-Mobil
Gebärtransport zum Krankenhaus
Rammbockauto am BER
Brückennotersatzstück bei Hochwasser
CO2-Denkmal
Monument für den Kollaps des Kapitalismus
Queer-Großfamilien-Mobil
Kinder-Krokodil-Schaukel
Fahrendes Blumenbeet
Zeitmaschine
Diskokugel für Großraumdisko
Vorm Berghain stehen lassen
Übernachtungs und Versorgungsstation für Obdachlose
Swimmingpool
In der Oberlausitz nach Geysiren suchen
Kidnapping Rich People
Wahlkampfmobil für meine Oma
Sell it and give the money to the construction workers in Dubai
Sell it an give the money to Christoph Schlingensief’s Opera Village
Free Rides from and to Kotti
Mobiler Staat (2 mal) giving asylum to refugees
Find the original owner – ask him what to do with the car
Es wieder nach Dubai zurück fahren
Kiddyllac: Kita auf Rädern (3 mal)
Fluchtwagen für Snowden (5 mal)
Hörsaal für Berliner Obdachlosenuni
Der letzte Testdrive mit dem Arbeitstitel „All around the world to Havelland“ endete gleich hinter Berlin beim Havelpark (sic!) – Einkaufszentrum auf der Autobahn, wo sich ein Teil der Federung verabschiedete. Die geplanten Fahrten zum Kilimandscharo, auf den Mond und zum Surfen nach Portugal mussten zwischen Leitplanke und Lärmschutzgebüsch weitergeführt werden. Die Limousine, zu deren unwahrscheinlicher Verwendung mittlerweile über sechzig Vorschläge eingegangen sind, wurde auf den Autohof in Brieselang geschleppt.
Im Call zum Unwahrscheinlichkeitsdrive heißt es:
„Am 12. Juli wird das Unwahrscheinliche wirklich geschehen: Die Limousine wird auf die große Bühne der Festspiele fahren. Dort wird sie verschenkt.“ Der vorletzte Satz ist mittlerweile noch unwahrscheinlicher geworden als der letzte. Und genau deshalb halten wir daran fest. Der Unwahrscheinlichkeitsdrive geht weiter:
Wir laden alle, deren Vorschläge zur weiteren Verwendung der Limousine bisher nicht getestet wurden, ein, am Freitagabend auf der Bühne der Festspiele zu trumpfen: Jedes Mitglied des Publikums hat weiterhin eine Chance, die Limousine am Ende des Abends von der Bühne zu fahren – in eine unwahrscheinliche Zukunft!
Mitfiebern und Mitentscheiden:
12. Juli 2013 19 Uhr – Großes Haus der Berliner Festspiele